Isolation durch die häusliche Quarantäne (2/5)

Hilfe, mein Kind verändert sich - warum?

Je nach Kindertyp drehen die einen völlig am Rad und die anderen Kinder werden stiller und antriebsloser. Warum ist das so? 

Klar, es fehlt ihnen was und die Isolation macht uns allen zu schaffen, aber was genau fehlt ihnen und warum bekommen sie sich nicht in ihr emotionale Gleichgewicht zurück?

 

 Im Grunde ist es nur eine Sache, sie hatten in ihrem Leben andere Menschen, Hobbys, Aktivitäten, die sie ausgeglichen haben. Sie konnten diese unterschiedlichen Erlebnisse nutzen um sich innerlich gut zu fühlen. Das ist jetzt nicht mehr da. Jetzt haben sie nur sich selbst und ihre Familie. Was grundsätzlich ja schön ist und oftmals versucht die Familie auch alles, um für Ablenkung und Beschäftigung zu sorgen. Jedoch bleibt es trotzdem erstmal neu und ungewohnt. Die Strategien, die das Kind jetzt vorfindet um sich auszugleichen und sich "Wohl in der eigenen Haut zu fühlen" funktionieren noch nicht.

 

Die Kinder, die jetzt mit der Isolation Schwierigkeiten haben, brauchen Zeit um die neuen Möglichkeiten für sich gefühlsmäßig zu nutzen. Sie können sich nicht so schnell umstellen. Vielleicht sind es sogar nicht die richtigen Strategien. Im Grunde braucht man ja nicht eine Beschäftigung um sich gut zu fühlen, sondern man braucht das Gefühl, was eintritt, wenn man seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht. Am besten man kommt bis zu seinem persönlichen Flow. 

 

Wenn der Tag nicht mehr läuft wie sonst.

Zum Beispiel können viele Kinder jetzt nicht zu ihren Pferden. Jedoch ist es beim Pferd ja nicht nur das Striegeln, Verpflegen oder sogar Reiten. Es ist unendlich mehr was Kinder mit dem Pferd erleben. Sie ist die Verbindung zwischeneinender, es ist das Vertrauen, der Respekt. Es ist Frieden, sobald man neben seinem entspannten Pferd steht. Es ist das Verstanden werden. Das Pferd nimmt einen so wahr, im tiefsten Inneren, wie man ist und befindet dies für gut!

 

Nehmen wir als anderes Beispiel das Fussballtraining der Kinder. Aber gerade Jungs wollen sich beweisen, ihre Kräfte messen, Erfolge feiern, herausfordern, wachsen und auspowern. Haben sie diese Möglichkeit bei den Aktivitäten zuhause?

 

So, wie soll die Familie diese vielen Gefühle auffangen? Da ist es mit einem Regenbogen malen oder Trampolin springen leider nicht getan, obwohl es sicherlich tolle Aktionen sind. 

Was machen also die Kinder, die sich unzufrieden fühlen und deren gewohnten Lösungen nicht mehr funktionieren?

 

Unruhige Kinder

Es gibt Kinder, die jetzt verzweifelt irgendwo im Außen, in der Umgebung (Wohnung, Haus, Garten) unruhig umherlaufen auf der Suche irgendetwas was sie wieder zufrieden macht. Sie probieren alles aus, sind dabei aber unkoordiniert und natürlich sehr unruhig. Meist lassen sie sich gar nicht auf ihre eigene Idee soweit ein, dass diese überhaupt die Chance hat zu wirken. Dabei werden sie immer unzufriedener, unausgeglichener und sogar wütender. 

 

Stille Kinder

Andere Kinder suchen erst gar nicht, sondern ziehen sich zurück. Sie meiden diese Anstrengung. Sie sind doch schon unsicher und müssen jetzt in dieser Unsicherheit immer wieder neue Dinge ausprobieren? Wie in meinem Blog -  1. Sicherheit beschrieben, geht doch keiner auf Entdeckungsreise, der sich nicht sicher fühlt. Da bleibt man lieber bei dem was man kennt - aber das ist ja hier durch die Krise gerade weggebrochen. 

 

Was tun?

 

Lösung für Kinder, die sich zurückziehen 

Eltern sollten dahin gehen, wohin sich ihr Kind zurückzieht. Das meine ich jetzt nicht nur räumlich. Es zieht sich ja zurück, weil es sich bei sich selbst sicher fühlt. Versuchen sie es so auch anzunehmen. Es ist ok. Ihr Kind kann dann entspannen, wenn es weiß, dass es für die Eltern ok ist. Es vertraut. Hier geht es um Sicherheit und Vertrauen. Sicherheit und Vertrauen werden durch gewohnte, wiederkehrende Abläufe und Reaktionen der Eltern gestärkt. Bieten sie ihrem Kind nicht ständig was Neues an, sondern lassen sie es Sachen machen, die es von sich aus gerne macht und das so oft es möchte. Es braucht eine Zeit, bis sich das Vertrauen in neue Handlungen bildet. Zum Beispiel immer das gleiche backen, kochen oder immer das gleiche Spiel spielen oder viel Vorlesen. Es geht darum, dass das Kind für sich spürt, das es sich dabei sicher und wohl fühlt. Mit der Zeit kommt auch der Spaß daran in diesem Rahmen etwas Neues auszuprobieren und auch hierbei zu entspannen und Freude zu empfinden. Es soll ja nicht nur die Zeit der Isolation überbrückt werden, sondern eigene Lösungsstrategien für Krisensituationen für gesamte Leben gefunden werden.

 

Zusätzlich hilft es als Eltern Tagesabläufe gut zu strukturieren, neue Routinen einzuführen und eigenes sicheres (nicht zögerliches) und klares Handeln zu zeigen.

Lösung für Kinder die jetzt am Rad drehen

Diese Kinder haben sich gut gefühlt, wenn sie Erfolge gespürt haben, Stolz auf sich sein konnten. Sie haben ihre Herausforderungen gesucht und gefunden. Andere Kinder waren da um sie dabei zu bestätigen und an ihnen konnten sie sich reflektieren. Ohne Freunde fehlt ihnen ihr Sparring Partner. Es fehlt ihnen ein gut gefülltes Angebot an lebensechten Herausforderungen. Es staut sich bei diesen Kindern nicht nur die körperliche Energie auf, die natürlich durch Bewegung super abgebaut werden kann. Es staut sich aber auch seelische und geistige Energie auf, die neue Aufgaben sucht um sich zu beweisen. 

Helfen können dort Aufgaben, die diese Kinder herausfordern und für die Familie wichtig sind. Zum Beispiel die Energie darauf lenken einen Zaun zu bauen, das Fahrrad zu reparieren, ein Zimmer zu streichen oder den Keller zu entrümpeln (natürlich mit Unterstützung :) und Aufsicht, aber das Kind muss eigenständig Schwierigkeiten überwinden dürfen ohne Dauerkorrektur. Der Sinn ist ja, dass diese Kind sich selbst wieder in ihr eigenes emotionales Gleichgewicht bringen können. Das sie wieder Möglichkeiten dafür gefunden haben.

 

Zusätzlich hilft es bei Grenzüberschreitungen dem Kind klar und deutlich diese aufzeigen, aber dabei wenig emotionale Energie hineinzustecken damit das Kind bei sich bleiben kann.

Zusätzliche Unterstützung

Ein wichtiger Aspekt, der für alle Kinder gleich ist und durch die Isolation zur Zeit an Bedeutung zunimmt. 

Die eigenen Handlungen, die eigene Stimmung. Ob das Kind nun überdreht oder sich abschottet. Die Kinder schauen auf die Stimmung und das Verhalten ihrer Eltern. Natürlich ist das jetzt um so schwieriger, da man selbst ja gerade unsicher ist und es für Eltern ebenfalls überhaupt nicht einfach ist emotional ausgeglichen zu sein. Aber Kinder schauen jetzt doppelt hin, einmal da man mehr Zeit miteinander verbringt und da sie merken, dass es eine unruhige Zeit ist und auch Eltern Ängste und Sorgen mit sich tragen. Es gibt auch keinen Grund das zu verheimlichen, aber der Schwerpunkt liegt ganz deutlich darauf, den Kindern zu zeigen, dass man trotz seiner Sorgen handlungsfähig bleibt. Das man aktiv nach Lösungen sucht, das man sich Inseln der Ruhe und Erholung schafft, miteinander redet und jeder in der Familie dafür wichtig ist.